Richard Strauss

Zu Recht gilt die künstlerische Zusammenarbeit von Hofmannsthal und Strauss zu den Besonderheiten in der Geschichte des Musiktheaters. Es war ein ungeheuer dynamischer Schaffensprozeß, geprägt von Konsonanzen und eben so vielen Spannungen. Auf der einen Seite der bodenständige, mit allen Kniffen und Wirkungen der Opernbühne vertraute Komponist - auf der anderen der feinsinnige Ästhet, der immer wieder allzu Drastisches, Direktes auf eine höhere Ebene zu transformieren suchte. Und offenkundig lag gerade in diesen Dissonanzen jener inspirierende "geheime Konnex", von dem der Dichter einmal gesprochen hat.

 

Die beiden Künstler sparten durchaus nicht mit gegenseitiger Kritik, was jedoch stets zu neuen Versuchen und Lösungen anspornte:

 

Wenn etwa Hofmannsthal zu einer Refrainstelle im "Rosenkavalier" meinte, daß die vorgeschlagenen Zeilen "ganz elend in die Sprechweise der Figur" passen würden (3. August 1909) - oder der Komponist wiederum nach der vorsichtigen Bitte, nicht böse zu sein, den zweiten Akt "matt" und "flau" bezeichnete (9. Juli 1909).

 

Schon die erste gemeinsame Arbeit - die einaktige Tragödie "Elektra" - wurde zu einem dramatisch konzentrierten und höchst innovativen Werk des modernen Musiktheaters. Bühnenbilder und Kostüme zur Wiener Erstaufführung, die nur zwei Monate nach der Uraufführung in Dresden angesetzt wurde, stammten von Alfred Roller.

 

Mit dem "Rosenkavalier" wandten sich Hofmannsthal und Strauss einem völlig anderen Genre zu. Treffsicher erscheinen hier unterschiedliche dramatische Elemente und Stilebenen miteinander verbunden und zeigen die Künstler auf ihrem Weg zu einer neuartigen "Spieloper".

 

DIE GEMEINSAMEN WERKE (mit Uraufführungsjahr)

  • Elektra (1909)
  • Der Rosenkavalier (1911, Film 1926)
  • Ariadne auf Naxos (1912, 2. Fassung 1916)
  • Kantate (1914)
  • Josephslegende (1914)
  • Der Bürger als Edelmann (1918)
  • Die Frau ohne Schatten (1919)
  • Die Ruinen von Athen (1924)
  • Die ägyptische Helena (1928)
  • Arabella (1933)

 

Das gemeinsame Schaffen umfaßte neben der Hauptgattung Oper noch andere Bereiche:

  • Ballett ("Josephslegende"),
  • die Bearbeitung einer Molière-Komödie ("Der Bürger als Edelmann"),
  • das Festspiel "Die Ruinen von Athen" (unter Heranziehung des Balletts "Die Geschöpfe des Prometheus" von Beethoven)
  • und ein für Männerchor vertontes Gedicht 


Fotos: mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek